Der Atlantikwall war eine weitläufige Verteidigungslinie, die während des Zweiten Weltkriegs von Nazi-Deutschland entlang der europäischen Atlantikküste errichtet wurde. Er erstreckte sich von Nordnorwegen bis zur französisch-spanischen Grenze und sollte eine alliierte Invasion aus dem Westen verhindern. Der Atlantikwall bestand aus Bunkeranlagen, Artilleriestellungen, Minenfeldern und anderen Verteidigungsbauwerken, die strategische Küstenabschnitte sicherten.
Der Bau des Atlantikwalls begann 1942 auf Anweisung Adolf Hitlers, nachdem sich die Bedrohung durch eine alliierte Landung in Westeuropa verstärkte. Die deutsche Wehrmacht errichtete in Zusammenarbeit mit der Organisation Todt tausende Befestigungsanlagen, die Küstenstädte, Häfen und strategische Engpässe schützen sollten. Besonders stark befestigt wurden die Küstengebiete in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Dänemark und Norwegen. Viele der Bunker und Geschützstellungen waren aus massivem Stahlbeton und sollten dem schwersten Beschuss standhalten.
Trotz des enormen Aufwands und der riesigen Bauprojekte erwies sich der Atlantikwall letztlich als unzureichend, um die alliierte Invasion zu verhindern. Am 6. Juni 1944, dem D-Day, landeten alliierte Truppen in der Normandie und konnten die deutschen Verteidigungsstellungen trotz großer Verluste durchbrechen. Die Landung und der darauffolgende Vormarsch der Alliierten machten den Atlantikwall innerhalb weniger Monate bedeutungslos. Besonders in Frankreich und den Niederlanden wurden viele der Verteidigungsanlagen schnell überwunden oder umgangen, da nicht alle Abschnitte gleichermaßen stark befestigt waren.
Nach dem Krieg blieben zahlreiche Überreste des Atlantikwalls erhalten. Heute finden sich Relikte dieser Verteidigungslinie entlang der europäischen Atlantikküste in Norwegen, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Besonders viele gut erhaltene Bunkeranlagen gibt es an der französischen Ärmelkanalküste, in der Normandie und in Nordfrankreich. Auch in Dänemark, insbesondere an der Westküste Jütlands, sind zahlreiche Bunker noch sichtbar. In den Niederlanden und Belgien sind viele Anlagen entlang der Küstenstreifen zu finden, oft in oder nahe touristischer Gebiete. In Deutschland befinden sich Überreste des Atlantikwalls vor allem an den Küsten von Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie auf den Nordseeinseln. Einige Abschnitte sind heute Museen oder Mahnmale, andere sind verlassen oder wurden von der Natur zurückerobert.
Der Atlantikwall ist heute ein bedeutendes Zeugnis der Kriegsarchitektur und erinnert an die militärischen Strategien des Zweiten Weltkriegs. Er verdeutlicht die Bemühungen der deutschen Wehrmacht, eine Invasion zu verhindern, zeigt aber auch die letztliche Nutzlosigkeit dieser Verteidigungslinie angesichts der alliierten Übermacht. Als historisches Mahnmal macht der Atlantikwall die Schrecken des Krieges sichtbar und dient als Erinnerung an die Ereignisse, die zur Befreiung Europas führten.