Lettland Ostseeküste -Modern und Tradition – Serie Baltische See

Lettland (Latvija) liegt zwischen Litauen und Estland an der Baltischen See / Ostseeküste. Das kuriose ist, das Lettland keine Inseln hat, dafür aber eine ca. 500km lange Seeküste mit viel Strand. Nach dem Strand kommen dichte Wälder. Mittendrin an der Küste liegt die Hauptstadt Riga und auch sie hat eine bemerkenswerte Altstadt.

Diesen Lettlandartikel haben wir innerhalb der Serie „Reiseführer Ostsee: Baltikum – Baltische See – Baltic Sea“ veröffentlicht.

Kurzeme – Kurland

Als eine der fünf Provinzen Zemgale, Augšzeme, Vidzeme und Latgale nimmt Kurzeme (dt. Kurland) südwestlich des Flusses Daugava, umschlossen von der Ostsee und dem Rigaischen Meerbusen den westlichen Teil Lettlands ein. Die landschaftlich mannigfaltige Region im Westen der Landeshauptstadt Riga, deren nördlichster Punkt an das Kap Kolka langt, reizt naturtouristisch hinsichtlich ihrer weitläufigen Sandstrände, üppigen Waldungen und romantischen Seen. Vorwiegend flach, durchlaufen vom Hauptfluss Venta, erhebt sich lediglich die Kurländische Schweiz um Talsi zu sanften Hügeln.

Territorialhistorisch lange Zeit eine durch wechselnde Machthaber umkämpfte Gegend, überdauern dergleichen Spuren bis heute in geschichtsträchtigen Städten wie Liepaja, Kuldiga und Ventspils. Finden sich im militärhistorisch interessanten Liepaja als einstiger bedeutender Kriegshafen des russischen Zarenreiches sowie der folgenden Sowjetzeit neben der Kathedrale St. Josef Fragmente einer massiven Befestigungsanlage samt großflächiger Kasernengelände, anschaulicher Offiziershäuser und diverser Ruinen, gibt sich Kuldiga deutlich glanzvoller. Die alte Stadt an der Venta ist vergleichsweise gut erhalten und nennt etliche Gebäude aus der Renaissance, dem Barock und der Gotik ihr Eigen sowie etliche malerische Parks und Gärten. Auch die historischen Gebäude der gepflegten Altstadt des Ölhafens Ventspils lohnen ein Blick. Die hiesige restaurierte Ordensburg stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Latgale – Lettgallen

Die Wege sind weit, die Bevölkerungsdichte ist dünn, die Winter sind kalt und die Sommer heiß in Latgale (dt. Lettgallen), der binnenländischen, an Litauen und Weißrussland grenzenden größten Provinz im Südosten Lettlands. Nur allmählich bahnt sich die EU einen Weg durch das abgelegene Land. Und gerade deshalb mag Latgale eine sonderbare Anziehungskraft auf Naturverbundene, Radler und Wanderer ausüben, ist das sogenannte Land der blauen Seen doch von unschuldiger Schönheit, wie sie in der heutigen Welt rar geworden ist. Eingewoben in einem landschaftlichen Flickenteppich ausgedehnter Wälder, Hügelketten, Felsformationen, Hängen und Tälern ruhen hier die größten und tiefsten Seen Lettlands, der Razna See, der Lubans See, der Dridzis, der sagenumwobene Velnezers See sowie das Naturschutzgebiet Ezezers mit 63 Inseln.

Kulturhistorisch blickt diese alte lettische Region, welche beinahe ein Viertel des gesamten Landes einnimmt, auf eine bewegte Vergangenheit. Nicht nur standen die Lettgallen territorial bedingt seit jeher in engem Kontakt mit den Esten, Russen, Weißrussen, Litauern und Polen, auch sind jene multikulturellen Einflüsse noch heute ersichtlich und spürbar. So beträgt der russische Bevölkerungsanteil in den Städten Daugavpils und Rezekne bis zu 80 Prozent. Ebenfalls charakteristisch für das vorwiegend katholische Latgale sind unzählige, in Nadelwäldern errichtete weiße Kirchen, Kreuze am Straßenrand sowie Marmorhäuser und 150 Burgen. Die Aglona Basilika wird alljährlich zur Himmelfahrtsfeier der Jungfrau Maria am 15. August Pilgerstätte für tausende Gläubige.

Die Eigensinnigkeit der Provinz kommt zum einen im individuellen regionalen Dialekt der Menschen zum Ausdruck, die sich überdies als eine von den Letten unabhängige Volksgruppe verstehen. Zum anderen illustriert die vielerorts gefertigte Keramik, Strick-, Häkel-, Schnitz- und Flechtkunst regionalspezifische Feinheiten.

Vidzeme – Mittelland

Als eine der vier offiziellen Provinzen des lettischen Staatsgebietes grenzt Vidzeme im Norden an Estland, im Westen an die Ostsee, im Osten an Russland und im Süden an den Fluss Daugava sowie an die Region Latgale. Das „Mittelland“, wie Vidzeme aus dem Lettischen von den Worten vidus (dt. Mitte) und zeme (dt. Erde, Land) abgeleitet werden kann, gehörte ursprünglich zum historischen Livland, dessen Territorium im Norden bis an den Finnischen Meerbusen und im Süden bis nach Litauen reichte. Und noch heute birgt der regionale Dialekt altlivische Spuren.

Auf rund 23.000 km² (35 Prozent der Landesfläche Lettlands) in neun Verwaltungsbezirke gegliedert, treten auf vidzemischem Gebiet neben der Landeshauptstadt Riga vor allem das populäre Seebad Jurmala mit seinen postkartengleichen ausgedehnten Sandstränden als auch der landeinwärts befindliche Gauja-Nationalpark in touristischen Augenschein. Das Gauja-Urstromtal mit seinen roten Sandsteingrotten sowie den Burgen von Sigulda, Krimulda und Turaida zählt neben der hundert Kilometer langen dünn besiedelten Küstenlinie zwischen der Daugava-Mündung und der estnischen Grenze, einschließlich malerischer Strände, Kliffs und Salzwiesen, zu Lettlands schönsten Landschaften.

Doch auch kulturhistorisch hat Vidzeme seinen Touristen Anschauliches zu bieten. Insbesondere die mittelalterliche Stadt Cesis im Herzen des Gauja-Nationalparks imponiert angesichts seiner majestätischen Ordensburg, der besterhaltenen dieser Art im gesamten Baltikum, seinen malerischen Ringgassen, Kaufmannshäusern und gotischen Giebeln. Einst von den Wenden errichtet, erlangte das hanseatische Cesis im 15. Jahrhundert beträchtlichen Wohlstand, wie das Stadtbild noch immer bezeugt.

Im äußersten Nordosten Lettlands wiederum, im Umkreis der Kleinstadt Aluksne und der anschließenden Vidzeme-Hochebene regiert die unerschütterliche Beschaulichkeit. Brilliert Aluksne selbst durch griechische Pavillons, so kontert die umliegende sanftwellige Hügellandschaft mit den Vorzügen unberührter Natur.

Zemgale – Semgallen

Verbrüdert mit der historischen Region Kurland, ist die heutige Provinz Zemgale (dt. Semgallen) mehr als Lettlands Kornspeicher südlich der Landeshauptstadt Riga. Im Norden von der Daugava dominiert, sich im Süden gen Litauen wendend, beweist das landwirtschaftlich geprägte Tiefland von Zemgale zwischen den kurländischen Hügelketten im Westen und der letgallischen Seenplatte zwar außerordentliche Fruchtbarkeit. Gleichwohl türmen sich hinter den regionalcharakteristischen Weizenhalmen beachtlichere Hinterlassenschaften patriotisch umkämpfter livländischer Ordensburgen und Repräsentanten der barocken Baukunst. Tatsächlich hütet Zemgale die Schätze des einstigen lettischen Adels und ebnet die Fährten deutscher Ritter, einflussreicher Bischöfe und Kaufleute.

Als bedeutendste touristische Sehenswürdigkeit sticht das Barockschloss Rundales pils (dt. Schloss Ruhental) bei Bauska hervor. Doch auch die frühere kurländische Hauptstadt Jelgava wartet trotz verheerender Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg mit einer kolossalen Burg auf, gegründet vom Livländischen Orden im Jahre 1265 auf einer Insel am Zusammenlauf der Flüsse Lielupe und Driksa. Die gegenüberliegende Turmruine der Dreifaltigkeitskirche dokumentiert indes die Ausmaße der einstigen Besatzung.

Touristische Reize bekennt ebenfalls Jekabpils, ein alter semgallischer Handelsplatz an der Daugava, welcher bereits mit den Wikingern Geschäfte unterhielt. Die hiesige Burg am rechten Flussufer wurde im 13. Jahrhundert vom Erzbischof von Riga in Auftrag gegeben und bot der aufkommenden Stadt Krustpils (dt. Kreuzburg) Schutz, während das namengebende Jekabpils erst im 17. Jahrhundert am anderen Ufer entstand, ehe sich beide Städte im Jahre 1962 zum gegenwärtigen Jekabpils vereinten. Einerseits wichtiger Eisenbahnknotenpunkt dreier großer Fernlinien, eignet sich die Stadt touristisch vor allem als Ausgangspunkt für Ausflüge in das herrliche Umland, dessen Bewohner für ihre ausgesprochene Gastfreundlichkeit bekannt sind.


Artikel Lettland – modern und doch voller Tradition – Serie Baltische See / Baltic Sea: Reiseführer Ostsee Baltikum – Lizenzfreies Bild: Von Pixabay

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